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Interessentenbereich Studienplatzklage Sonstiges rund ums Studium

#1 | Uni Mainz Master Psychologie datum

17.07.2016 21:48

Hallo,
ich erwäge derzeit eine Studienplatzklage für den Master Psychologie, dazu habe ich einige offene Fragen für meine "spezielle Lage": Ich habe zwar eine gute Durchschnittsnote im Bachelor erhalten, in diesem jedoch zwei Fächer studiert, sodass an vielen Universitäten die Zulassungskriterien nicht erfüllt sind, da mein Bachelorstudiengang nicht als gleichwertig anerkannt wird (da mir offiziell nicht mind. 50 oder mehr Prozent in psychologischen Modulen bescheinigt werden- ich kann diese zwar durchaus nachweisen, aber das erkennen die Unis unterschiedlich gut an). Beworben habe ich mich deutschlandweit.
Speziell interessiere ich mich für die Chancen an der Mainzer Uni: am Zulassungstest habe ich teilgenommen, erfülle somit grundsätzlich die Zulassungskriterien. Aus Kapazitätsgründen habe ich jedoch bereits einen Ablehnungsbescheid erhalten. Auf diesem wird ausgewiesen, dass bei 21 Studienplätzen der Grenzrang nach Wartezeit bei 6 liegt und nach Hochschulauswahlverfahren bei Grenzrang 23.
1. Damit zeigt die Uni ja bereits Überbuchungen- macht es dann überhaupt Sinn auf unausgeschöpfte Kapazitäten zu klagen? Oder sind diese Klagen daran gebunden, wieviele Studenten den Studienplatz annehmen und nicht wieviele erstmal zugelassen werden?
Des Weiteren habe ich postalisch eine Woche vor dem Testtermin eine Einladung erhalten, die Vorbereitungszeit war also sehr knapp, ferner wurde keine Prüfungsliteratur angegeben oder Beispielfragen zur Verfügung gestellt.
2. Lassen sich daraus Argumente ableiten, dass ich, unter annehmbareren Voraussetzungen, im Test hätte besser abschneiden können?
3. Ist es richtig, dass sich die Mainzer Uni durch einen Anwalt vertreten lässt und deshalb eine Studienplatzklage mit höheren Kosten verbunden wäre? Wie waren bisher Ihre Erfahrungen/Erfolgsaussichten bei der Mainzer Uni?

4. Da ich im Master den klinischen Bereich vertiefen möchte, würde mich interessieren, ob die Chancen bei von Ihnen empfohlenen Unis, genauso hoch sind wie bei einem allgemeinen Master in Psychologie? Können Sie mir dazu konkret welche nennen?
5. Wieviele Studienplatzklagen würden Sie denn in meinem Fall empfehlen und mit Kosten in welcher Höhe wäre dann insgesamt zu rechnen?

Ich würde mich über eine klärende Antwort sehr freuen und bedanke mich im Voraus!
Mit freundlichen Grüßen,
Milena C.

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#2 | RE: Uni Mainz Master Psychologie datum

18.07.2016 11:27

Die Hochschulen haben unterschiedliche Auswahlkriterien. In aller Regel macht es keinen Sinn, über die �Richtigkeit� der Auswahlkriterien zu streiten. Insoweit haben die Universitäten (unjuristisch gesprochen) ziemlich viel �Narrenfreiheit�.

Alle Hochschulen überbuchen. Alle Hochschulen wissen nämlich, dass nicht alle zugelassenen Studienbewerber den Studienplatz annehmen. Aufgrund jahrelanger Erfahrung wissen die Hochschulen in etwa, wie hoch die Annahmequote ist. Bei Prognosen kann man sich jedoch (auch gründlich) verschätzen. Dies geschieht regelmäßig. Voraussehbar ist es nicht, ob eine Hochschule mit ihrer Prognose richtig liegt oder nicht. Dies stellt sich erst in den gerichtlichen Zulassungsverfahren heraus (in den Verfahren zum Wintersemester in der Regel erst Anfang November). Dann sind jedoch die meisten Kosten bereits angefallen. Die Info, dass die Uni Mainz �bereits jetzt Überbuchungen zeigt�, ist also sicherlich richtig, hat aber überhaupt keine Auswirkungen.

In einer Studienplatzklage kann man nicht darüber streiten, ob die Vorbereitungszeit vor irgendeinem Testtermin ausreichend war oder nicht. Das Gericht ermittelt, ob freie Studienplätze vorhanden sind und vergibt diese dann gegebenenfalls unter denjenigen Klägern, die die Zulassungsvoraussetzungen erfüllen. Die Gerichte prüfen nicht, ob z. B. ein Testverfahren fehlerhaft verlaufen ist. Damit wäre eine Kapazitätsklage (mit zahlreichen Studienbewerbern) völlig überfrachtet und das Gericht überfordert.

Es ist zutreffend, dass sich die Universität Mainz von einem Anwalt vertreten lässt, so dass das Prozesskostenrisiko höher ist als bei denjenigen Hochschulen, die sich selbst vertreten. Konkrete Prognosen hinsichtlich der Erfolgsaussichten kann man nicht stellen, auch weil es immer wieder - wie bereits erwähnt - zu Überbuchungen kommen kann. Es gibt natürlich einige Hochschulen, bei denen wir generell vom Verklagen abraten. Hierzu gehört die Universität Mainz allerdings nicht.

Bei einer Studienplatzklage gegen die Universität Mainz müssten Sie (bei 2 Instanzen vom vorläufigen Rechtsschutzverfahren) mit Kosten in Höhe von 2.000 bis 3.000 � rechnen.

Dr. Zimmerling
Rechtsanwalt
Fachanwalt für Arbeits- und Verwaltungsrecht

Rechtsanwälte Dr. Brehm & Dr. Zimmerling

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#3 | RE: Uni Mainz Master Psychologie datum

19.07.2016 19:26

Vielen Dank für Ihre schnelle und ausführliche Antwort Dr. Zimmerling!
Für mich haben sich dadurch jedoch zwei neue Fragen ergeben:
1. zum Ablauf des Verfahrens: Welche Fristen müssen eingehalten werden, da man in meinem Falle ja auf außerkapazitäre Zulassung klagen würde? Die Fristen des Widerspruchs zum Ablehnungsbescheid beziehen sich ja auf "innere" Kapazitäten. Ist es dennoch ratsam vorerst Widerspruch gegen den Ablehnungsbescheid einzulegen?
2. Würden Sie grundsätzlich davon abraten nur eine Hochschule für einen Masterstudienplatz zu verklagen? Die finanziellen Mittel sind bei Studierenden, so auch bei mir, bekanntlich etwas begrenzt.
Ich würde mich über eine erneute Antwort sehr freuen und bedanke mich im Voraus für die Bereitstellung all dieser Informationen hier!
Mit freundlichen Grüßen,
Milena C.

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#4 | RE: Uni Mainz Master Psychologie datum

21.07.2016 07:55

Welche Fristen bei einer Studienplatzklage eingehalten müssen, können wir nicht generell beantworten, da jedes Bundesland eigene Bewerbungsfristen hat. Wir empfehlen den Mandanten, soweit als möglich die entsprechenden Zulassungsanträge auf Zulassung außerhalb der festgesetzten Kapazität vor dem 15.7. für das Wintersemester zu stellen. Derartige Bewerbungsfristen gibt es bspw. in Baden-Württemberg. Die nächste Frist, die abläuft, ist der 1.9. für die Hochschulen in Hessen. In Rheinland-Pfalz gibt es keine Fristen, die eingehalten werden müssen. Man sollte den Zulassungsantrag aber so früh wie möglich stellen. Wir empfehlen - unabhängig von den Fristen - stets, Widerspruch gegen den Ablehnungsbescheid einzulegen und zugleich eine Kapazitätsklage einzuleiten. Die Einlegung des Widerspruches gegen den Ablehnungsbescheid (auf einen Studienplatz innerhalb der festgesetzten Kapazität) ist in aller Regel nicht zwingend. Wenn sich jedoch im Kapazitätsprozess herausstellt, dass innerhalb der festgesetzten Kapazität Studienplätze frei geblieben sind (was immer wieder geschieht), werden diejenigen Studienbewerber ausgeschlossen, die nicht insoweit auch Widerspruch eingelegt haben.

Wie viele Hochschulen man verklagen will, ist eine Frage "des Geldbeutels". Auch in Masterstudiengängen empfehlen wir das Verklagen von 2-3 Hochschulen. Dies muss man jedoch mit seinem Budget "koordinieren". Wenn man nur eine einzige Hochschule verklagt, läuft man Gefahr, dass es dort keine Studienplätze gibt wegen Überbuchung. Überbuchungen gibt es immer wieder. Wenn ein Studiengang überbucht ist, prüft das Gericht in aller Regel nicht die Gründe für die Überbuchung, sondern weist etwaige Studienplatzklagen ab. Natürlich muss man das zur Verfügung stehende Budget mit den Erfolgsaussichten "koordinieren". Wir weisen allerdings darauf hin, dass man nie sicher sein kann, ob nicht plötzlich und überraschend eine Hochschule (zum ersten Mal) einen Rechtsanwalt mit der Rechtsvertretung beauftragt, was zusätzliche Kosten verursacht. Mit diesem "Prozessrisiko" muss jeder Studienplatzkläger leben.

Dr. Zimmerling
Rechtsanwalt
Fachanwalt für Arbeits- und Verwaltungsrecht

Rechtsanwälte Dr. Brehm & Dr. Zimmerling

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#5 | RE: Uni Mainz Master Psychologie datum

21.07.2016 21:33

Sehr geehrter Dr. Zimmerling,

vielen Dank für Ihre erneute schnelle Antwort.
Ich bin nun rundum informiert, um das Für und Wider einer Klage abzuwägen und würde mich bei einer positiven Entscheidung mit Ihnen in Verbindung setzen.
Ich möchte mich erneut für diese Informations-Möglichkeit bedanken, das ist wirklich sehr hilfreich- vielen Dank!

Mit freundlichen Grüßen,
Milena Conens

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#6 | RE: Uni Mainz Master Psychologie datum

06.08.2016 17:32

Sehr geehrter Herr Zimmerling,

von welchen Universitäten raten sie denn eher von einer Klage ab?
Ich habe überlegt, für einen Psychologie Masterplatz in Frankfurt, Osnabrück, Uni Saarland und Gießen zu klagen. Würden Sie von diesen Standorten eher abraten?

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#7 | RE: Uni Mainz Master Psychologie datum

08.08.2016 14:02

Rein negative Erfahrungen haben wir bezüglich dieser Universitäten nicht gesammelt. Bei allen genannten Hochschulen haben wir in der Vergangenheit Studienplatzklagen mit Erfolg geführt.

Wichtig ist jedoch, dass Sie sowohl Mindestbachelornote als auch die erforderlichen CPs aufweisen. Wir wissen nicht, ob Sie mit Ihrem Bachelorabschluss die notwendigen Voraussetzungen an diesen Hochschulen erfüllen. Sofern Sie diese erfüllen, kann man Ihnen im Voraus nicht sagen, bei welcher Universität eine Klage weniger aussichtsreich ist. Dies stellt sich erst im Prozess selbst heraus. Eine Überbuchung kommt in Masterstudiengängen eher selten.

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